Spiritueller Krieger – was ist das eigentlich?

Spiritueller Krieger – was ist das eigentlich? Wie kann dieser Aspekt dir helfen? Was ist der Sinn des Kriegertums in unserer Gesellschaft?
Ich möchte versuchen, dies mit Dir Stück für Stück zu ergründen.
Dabei greife ich auf fast drei Jahrzehnte Erfahrung in japanischer Kampfkunst und zwei Jahrzehnte in Energiearbeit und Schamanismus zurück.

Und auf viele durchlebte Krisen und lehrreiche Zeiten in meinem Leben.
Lass uns einen Blick auf den Krieger in dir werfen!

 

Ich stehe, wenn du fällst

Mein Kampf beginnt, wenn du aufgibst

Siehst du das Ende, sehe ich den Beginn

Siehst du nur Dunkel, nehme ich die Fackel

Und gehe voran, wenn Alle verzagen

Als Erster gehe ich den unbekannten Pfad

Erhelle den Weg für Jene, die nach mir ihn gehen wollen

Doch sich fürchten vor dem Unvertrauten

Unscheinbar bin ich, ist alles gut

Erst wenn Gefahr droht, sieht man mich

Dann stehe ich, dann schütze ich, dann diene ich

Ich bleibe mir treu, selbst wenn es mein Nachteil ist

Lieber falle ich aufrecht stehend, als ohne Prinzipien zu leben

Ich bin da, wenn du mich brauchst, ob du mich rufst oder nicht

Ich zeige dir, was möglich ist.

Stets strebe ich, mich selbst zu überwinden

Stärker, besser zu werden.

Nicht, um mich über Andere zu erheben, um auf sie herabzublicken

Sondern um besser dienen und schützen zu können.

Voranzugehen, auf das Andere folgen können.

Den Weg zu ebnen, dir zu zeigen, was auch in DIR steckt, wenn du nur willst.

Ich bin der Fels im Sturm, die Flamme, die den Weg erleuchtet,

die glühende Sonne der Kraft tief in dir

Der brüllende Löwe deines Herzens

Der Wächter deiner Seele, der Diener deiner Liebe

Das ist der Weg des Kriegers, dies ist mein Sein

©Stefan Hartung 2021

 

Der spirituelle Krieger – ein Definitionsversuch

 

Ich möchte meine Definition eines Kriegers – ganz gleich ob weltlicher oder spiritueller Krieger – vorwegnehmen, um sie dann mit Dir Stück für Stück nachzuvollziehen.
Bitte beachte: Dies ist meine ganz persönliche Definition, abgeleitet aus meinen nunmehr 28 Jahren Erfahrung in japanischer Kampfkunst und der tiefen Auseinandersetzung mit Spiritualität und Kriegertum an sich.

1) Ein Krieger verlangt von Anderen nichts, was er nicht selbst zu leisten bereit wäre

2) Er lebt nicht für den Kampf. Er ist Diener und Beschützer seiner Gemeinschaft. Er steht für die Liebe zur Gemeinschaft und die Bereitschaft, dieser zu dienen und durch sein „Opfer“ Größe zu erlangen – die Größe erlangt er aber nur MIT und DURCH seine Gemeinschaft.

3) Er ist konsequent und damit Vorbild. Er kann Anderen zeigen, wie man Widerstände und vor allem sich selbst überwinden kann und hält seine Prinzipien vor allem auch dann ein, wenn dies persönliche Nachteile bedeutet.

Er ist dabei keineswegs stur oder uneinsichtig – nur eben auch kein Blatt im Winde, das beim ersten Lüftchen sich wendet. Er tritt den eigenen Schatten offen und konsequent entgegen und strebt danach, sich selbst stets zu verbessern

 

Der Pfad des Kriegers



In vielen Sprachen wird das Wort Krieger direkt aus dem Wort für Krieg abgeleitet – auch im Deutschen, wie wir sehen. War – Warrior. Oder im Lateinischen: Bellum – Bellator. Mit diesem Wort werden oft unterschiedslos Söldner, Soldaten, Ritter und andere kämpfende Gruppen bezeichnet.
Dennoch schwingt in dem Wort „Krieger“ stets die Vorstellung von etwas Größerem, Edlerem mit.

Es wird viel vom spirituellen, vom friedvollen, vom inneren Krieger geredet – doch was genau ist in diesem Sinne ein Krieger?
Er muss sich ja in irgendwas von allen anderen Kämpfern unterscheiden. Denn kämpfen zu können allein macht einen Menschen nicht zu einem Krieger in dem Sinne, wie es oft gemeint wird.
Im Japanischen gibt es eine feine, aber sinnvolle Unterscheidung. Während unser „Ritter“ ursprünglich wohl von „Ridere“ – „Reiter“ abgeleitet ist, kommt das Wort „Samurai“ ursprünglich vom Verb „saberu“ – „dienen/unterstützen“, woraus zunächst „saburai“ – „Diener/Begleiter“ und dann „Samurai“ wurde.
Das Wort für Krieg (Senso) und Krieger (Senshi) haben hiermit nichts zu tun.
Und hierin wird für mich der ganze Unterschied zwischen einem Kämpfer/Soldaten und einem Krieger deutlich.

Der Krieger ist vor allem Diener und Beschützer. Er strebt – wie die wirklich guten Samurai – nach steter Vervollkommnung, will zunächst sich selbst verbessern. Um seiner Gemeinschaft somit besser dienen zu können.
Die Fähigkeit zu kämpfen dient in erster Linie dazu, andere zu beschützen, nicht um Macht zu gewinnen, anzugreifen, das Ego mit Siegen zu füttern.

Der Krieger ist der, der vorangeht, Vorbild ist und Dinge tut, die Andere sich nicht trauen.

 

Aus diesem Grund wird gerne Soldaten eingebläut, sie seien Krieger.
Weil sie bereit zu einem Dienst und einem Opfer sind, zudem sich die meisten anderen Menschen nicht freiwillig hergeben würden.
Bis hierhin stimmt es sogar.
Aber von Soldaten wird in der Regel widerspruchsfreier Gehorsam erwartet. Es wird auf Befehl gekämpft und zwar gegen Gegner, die sie sich nicht selbst aussuchen und oftmals für Ziele, die nicht die ihren sind oder die keineswegs dem Wohl der Gemeinschaft dienen.
Vor allem werden hier oft nationalistische Gedankengebäude eingetrichtert und ein „Wir gegen die“ und „Wir sind besser als alle Anderen“ Denken gefördert, was dem eigentlichen Kriegertum vollkommen entgegengesetzt ist.

Der Krieger wird durch seine Liebe zu Leben und zur Gemeinschaft eher ein weitsichtiger, akzeptierender Mensch. Seine Fähigkeit zur Selbstkritik führt eher dazu, engstirniges und einseitiges Denken skeptisch zu hinterfragen und eher den einzelnen Menschen zu sehen statt Völker, Rassen oder Religionen.

Ein Krieger jedoch folgt seinem Gewissen und wird eher Unanehmlichkeiten bis hin zum Tod in Kauf nehmen, als seine Prinzipien aufzugeben – denn dann wäre er nichts anderes als ein bequemer Opportunist, dann wären alle Reden von den Tugenden nur leere Worte.
Wenn man Prinzipien und Regel aufstellt, nur um sie bei der ersten kleinen Unannehmlichkeit über Bord zu werfen, braucht man sie gar nicht erst aufstellen.
Der Krieger möchte den Frieden wahren, nicht ihn brechen.

Ich möchte der Einfachheit halber einige Beispiele für Kriegertum aus unserem Alltag nehmen. Von kleinen Situationen bis zu großen Taten.

Beispiel 1:
Als es noch üblich war, Hüte zu tragen war es Sitte, „den Hut zu ziehen“. Sei es zur Begrüßung oder aus Respekt vor den Taten anderer. Man nimmt bei einer Beerdigung oder anderen Ritualen respektvoll die Kopfbedeckung ab.

Ein Mann mit guten Manieren zieht den Hut. Ein Mann mit Format und Haltung zieht ihn auch im strömenden Regen.
Man hält Prinzipien also auch dann ein, wenn es unbequem wird. Er bleibt auch dann ruhig und höflich, wenn andere es an gutem Benehmen ihm gegenüber fehlen lassen.

Beispiel 2:
In der Coronapandemie zeigt sich auch, wer nur von „Leben in/mit der Gemeinschaft“ und dem „Miteinander“ redet und wer bereit ist, es auch wirklich zu leben.

Ganz gleich, was du über Impfungen denkst: Das Prinzip gilt bei allen vergleichbaren Dingen. Ich wähle dieses Beispiel bewusst, weil ich um seine provozierende Wirkung weiß.

Ebenso könnte ich das Beispiel der Umweltschutz nehmen.
Wir können nicht von der Wichtigkeit des Umweltschutzes reden, während wir weiter günstige Kleidung kaufen, die zu erbärmlichen Bedingungen gefertigt wurde oder Erdbeeren aus Südafrika kaufen, nur weil wir auch im Winter bitte nicht auf unsere geliebten Früchte verzichten wollen.

Ein junger bzw. gesunder Mensch, der auf einmal sagt „erstmal sollen sich alle anderen impfen lassen und ich beobachte erstmal“ obwohl gerade er derjenige mit dem geringsten Risiko ist – der möge mir nichts von Kriegertum, Moral und der Wichtigkeit von Prinzipien erzählen, während er anderen (und vor allem schwächeren Mitgliedern der Gemeinschaft) Dinge abverlangt, die er selbst nicht zu leisten bereit ist.

Beispiel 3:
Anmerkung vorweg: Dies soll keineswegs irgendeiner Glorifizierung von Krieg oder Nazizeit dienen. Dies schreibe ich für Jene, die gerne durch derlei Geschichten getriggered werden.

Am 20. Dezember 1943 traf der deutsche Jagdpilot Franz Stigler auf eine schwer beschädigte B-17 Flying Fortress.
Stigler fehlte nur noch ein gewonnener Luftkampf zum Ritterkreuz.
Doch er entschied sich, die schwer beschädigte Maschine nicht abzuschießen. Er konnte durch Lecks in der Hülle die verwundeten Besatzungsmitglieder der B-17 sehen, der Gegner war wehrlos.

Er missachte seine Befehle, was ihn vors Kriegsgericht und zur Exekution bringen konnte.
Er ging noch weiter und begab sich in den Formationsflug mit der B-17, was diese vor dem Beschuss der deutschen Flak schützte.
Dies hätte schiefgehen können, denn es kam zwar vor, dass die Deutschen erbeutete Flieger einsetzten aber wäre in der Flakstellung ein schlechter Beobachter geworden, hätten die Bodenbatterien auch das Feuer eröffnen können.

Weiterhin verfügte die B17 durchaus noch über funktionierende MG – Türme. Ein Missverständnis mit dem Kommandanten der B-17 und der in diesem Moment neben der B-17 fliegende Stigler wäre abgeschossen worden.
Er riskierte dreifach sein Leben um dem angeschlagenen Feind die Flucht zu ermöglichen, geleitete die B-17 aus dem Flakgürtel der Deutschen hinaus.
Er folgte seinem Gewissen statt seinen Befehlen. Er wollte sein Land schützen aber nicht um den Preis, seine Menschlichkeit zu verlieren, seine Moral oder Prinzipien aufzugeben.

Lieber riskierte er durchaus schwere persönliche Konsequenzen wie die Erschießung wegen Befehlsverweigerung.

Er folgte einem Grundsatz, den ich aus der Kampfkunst kenne:
„Wir sind Gegner, aber keine Feinde.“

 

Der spirituelle Krieger oder die Kunst, das Schwert stecken zu lassen

 

Wir kennen den Archetyp des Kriegers auch in der spirituellen Arbeit. Er wird oft als die Kraft in uns gesehen, die uns bei Problemen und Widerständen im Leben hilft.
Der Innere Krieger als Anteil unserer Seele steht für Kraft, Schutz, Ausdauer, (Selbst-)Disziplin und ähnliche Eigenschaften.
Am ehesten orientieren wir uns dabei an dem Bild des friedvollen Kriegers, wie ihn uns z.B. Dan Milman in seinem gleichnamigen Buch vorstellt.
Ein großer Kämpfer – doch die Gewalt ist das letzte Mittel.

Das durch die Fähigkeit entstandene Selbstvertrauen und die daraus resultierende ruhige Ausstrahlung helfen im Gegenteil sogar dabei, Konflikte im Voraus zu deeskalieren, gelassen auf Provokationen zu reagieren und Verständnis und Akzeptanz zu leben.

Hierdurch werden andere Menschen inspiriert.
Ein Leitsatz aus der japanischen Kampfkunst lautet beispielsweise „Die Kunst, das Schwert stecken zu lassen“.
Der Gedanke ist: Ich könnte meinen Gegenüber mit Leichtigkeit besiegen. Doch Jemanden bekämpfen und „plattmachen“, nur weil er anders ist/denkt als ich, ist ein Zeichen von innerer Schwäche.
Auch in unseren Tagen – gerade in der Pandemie – sehen wir, wie schnell viele Menschen statt Argumente zu bringen zu Beleidigung und sogar physischen Angriffen übergehen.

Dies ist stets ein Zeichen von Schwäche.
Wer beleidigt und persönliche angreift, will damit das Fehlen von Argumenten verschleiern.
Oftmals fällt es den Betreffenden auch schwer, aufgrund ihres geringen Selbstwertgefühls einen Irrtum oder Fehler einzugestehen.
Die Reaktion ist Aggression.
So wie Hunde oft aggressiv werden, weil sie Angst haben und unsicher sind, so reagieren auch Menschen häufig in gleicher Weise.

Der innere Krieger oder ein entsprechender Geistführer können uns hier helfen.
Helfen, in der Ruhe zu bleiben. Helfen, sich selbst und den eigenen Schatten entgegenzutreten ohne gleich den Selbstwert zu verlieren, nur weil man einen Fehler bei sich selbst entdeckt.
Die Kriegerenergie hilft dir, innere und äußere Widerstände zu überwinden, bei langen Projekten am Ball zu bleiben, dich anzuspornen.

Und: Der Krieger steht für die Liebe zur Gemeinschaft und die Bereitschaft, für selbige ein Opfer zu bringen, ihr in Demut zu dienen und dadurch wiederum Größe zu erlangen, so wie einst Friedrich der Große sagte „Ich bin der erste Diener des Staates“ im Gegensatz zum französischen „Der Staat bin ich“, das Ludwig dem XIV. zugeschrieben wird.